Die Genealogien der Genesis

Thomas Hieke, Die Genealogien der Genesis, Herders Biblische Studien 39, Freiburg i. Br. u.a.:  Herder, 2003. Pp. xii+420. ISBN 3-451-28206-2.

Auf dieser Seite möchte ich das Projekt “Die Genealogien der Genesis” fortführen. Folgende Informationen, die über das gedruckte Werk hinausgehen, sind hier zugänglich:

English Abstract

H.’s study focuses on the overall structure of the Book of Genesis and the function of its genealogies. After reviewing the status questionis and the reader-oriented method, H. uses form-criticism to examine and describe the genealogical information in Genesis. His detailed analysis demonstrates that the genealogies provide the basic structure for Genesis and interrelate closely with the surrounding narrative passages. Genesis thus can be read as one book with a preface (1:1–2:3) followed by ten chapters (each introduced by the tôlĕdôt formula). The genealogies serve literary, social, and theological functions, including that of drawing attention to themes, e.g., the role of women. The genealogical system interprets Israel’s origin, and theologically defines the chain of descent. The unbroken line leads from creation to the twelve sons of Jacob/Israel—and continues in two later strands: the priests (Levi, Exod 6:16-25) and the kings (Judah/David, Ruth 4:18-22), both of these texts utilizing the same formulaic language found in Genesis. Indexes of texts cited, topics, and modern authors conclude the work.—T.H.

(Abstract published in Old Testament Abstracts 27 [2003]   #684, p. 168.)

Diskussion weiterer Literatur nach Erscheinen des Buches

  • Grundlegende Untersuchungen zur genealogischen Geschichtsdarstellung im “Katalog der Frauen” (Gynaikōn Katalogos) und in den Megalai Ehoiai, zwei Hesiod zugeschriebenen, fragmentarisch erhaltenen Epen, die in einer Mischung aus Erzählstoffen und genealogischen Listen das “heroische” Zeitalter darstellen:
    • Martina Hirschberger, Gynaikōn Katalogos und Megalai Ēhoiai. Ein Kommentar zu den Fragmenten zweier hesiodeischer Epen (Beiträge zur Altertumskunde 198), München/Leipzig: K.G. Saur, 2004.
    • Richard Hunter (ed.), The Hesiodic Catalogue of Women. Constructions and Reconstructions, Cambridge: University Press, 2005.
    • Die möglichen Analogien zwischen Genesis 9-10 und der griechischen Genealogien-Literatur (Gynaikōn Katalogos, Hekataios von Milet: Genealogiai, etc.) untersucht Guy Darshan, The Biblical Account of the Post-Diluvian Generation (Gen. 9:20-10:32) in the Light of Greek Genealogical Literature, in: Vetus Testamentum 63 (2013) 515-535.
      • Abstract: Despite the fact that the Flood narrative originates in Mesopotamia, neither of the two principal motifs discussed in this paper—the representation of the Flood hero and his offspring as the progenitors of the nations (Genesis 10) and the planting of the first vineyard in the first postdiluvian generation (Gen 9:20-27)—occur in the Mesopotamian versions of the Flood story. Scholars have thus opined that these two units constitute original Israelite literary creations penned by the biblical authors. A similar juxtaposition of material does appear, however, in the early Greek genealogical writings, that began to be committed to writing during the Archaic period (C7-6 b.c.e.). The relationship this literature bears to the biblical texts has yet to be examined. This article analyzes the parallels between the Greek genealogical writings and the biblical texts regarding the Flood hero and his descendants in the first post-diluvian generations and the central place these hold in both sets of literature. The results possess great significance for the question of the genre and development of the literary threads in the opening chapters of Genesis, as also for our understanding of the literary patterns and motifs prevalent in the ancient eastern Mediterranean cultures during the first third of the first millennium b.c.e. and the interest the latter exhibit in issues relating to ethnic identity.
  • Workshop an der Berliner Humboldt-Universität am Seminar für Archäologie und Kulturgeschichte Nordostafrikas (Juni 2004): Genealogie – Realität und Fiktion von Identität. Publikation der Ergebnisse im Internet:
    • Martin Fitzenreiter (Hg.), Genealogie – Realität und Fiktion von Identität (Internet-Beiträge zur Ägyptologie und Sudanarchäologie 5), Berlin: Humboldt-Universität, 2005.
    • Unter anderem ist hier auch ein Beitrag von Martin Stowasser, Die Genealogien Jesu im Evangelium des Matthäus und Lukas, zu finden.
  • Literaturnachträge zur Rolle der Frauen im Buch Genesis:
    • Sharon Pace Jeansonne, Images of Rebekah: From Modern Perspectives to Biblical Portrayal, in: Biblical Research 34 (1989) 33-53.
    • Sharon Pace Jeansonne, The Women of Genesis. From Sarah to Potiphar’s Wife, Minneapolis 1990.
      • Leider waren mir diese Titel zur Zeit der Abfassung meiner Studie nicht bekannt bzw. nicht zugänglich. Umso erfreulicher ist, dass sich die Ergebnisse hinsichtlich der eminent wichtigen Rolle der Frauen im narrativen (und genealogischen) System des Buches Genesis weitgehend übereinstimmen.
  • Dwight Wayne Young, The Step-down to Two Hundred in Genesis 11,10–25, in: ZAW 116 (2004) 323-333.
    • Die langen Lebenszeiten von Gen 5 und 11 sind in MT im Wesentlichen um die Zahlen 900, 600, 400 und 200 gruppiert. Die ersten drei dieser Zahlen sind augenscheinlich bearbeitet nach grundlegenden algebraischen Übungen in der sexagesimalen Mathematik Babyloniens, in welchen sie Produkte von 30 und 20 bilden. Dass des Autors Inspiration für das Schema aus dieser Mathematik kam, wird auch nahegelegt durch den Übergang von einer 400-Gruppe zu einer 200-Gruppe. Der überzeugendste Beleg dafür, dass 200 eine besondere Affininität zu größeren Zahlen hat, stammt aus einem aus der altbabylonischen Periode stammenden mathematischen Problem, in welchem die Kernzahl die sexagesimale 3,20 ist, das Äquivalent der dezimalen 200. Die dreifache Anwendung der 3,20 in diesem Problem legt die Möglichkeit nahe, dass der biblische Chronologe durch sie angestoßen wurde, ein triadisches Arrangement sowohl für die 400-Gruppe als auch für die 200- Gruppe zu schaffen.
  • Dwight Wayne Young, The Sexagesimal Basis for the Total Years of the Antediluvian and Postdiluvian Epochs, in: ZAW 116 (2004) 502-527.
    • Die Gesamtzahl der Jahre der vorsintflutlichen und der beiden postulierten nachsintflutlichen Perioden sind vorgegebene Summen, die durch Gleichungen auf der Basis von grundlegenden Rechnungen babylonischer Mathematik gewonnen wurden. Die Unterschiede zwischen MT, Samaritanischem Pentateuch und LXX lassen vermuten, dass das ursprüngliche Konstrukt durch weitere Reflexion in einem sich fortsetzenden Prozess neu interpretiert wurde, doch deuten die Ähnlichkeit der sich ergebenden Gleichungen in allen drei Schemata darauf hin, dass sie von Personen derselben Geisteshaltung entwickelt wurden. Das einfachste Schema kann in den Zahlen des Samaritanischen Pentateuch für die vorsintflutliche Epoche gesehen werden. Das in den MT eingebettete Schema dieser Epoche zeigt dagegen subtile Verbesserungen und größere algebraische Komplexität durch die Einbeziehung der Zahl 256, eine bekannte pythagoreische Quadratzahl, die wieder in Summen auftaucht, die im Zusammenhang von Jakobs Tod im Samaritanischen Pentateuch und in LXX entstehen. Die Zahlen, die sich aus den wesentlichsten Elementen der grundlegenden sexagesimalen Problemstellungen, meist algebraisch in ihrem Wesen, entwickeln, wurden gewählt und kombiniert auf der Basis ihrer harmonischen, aus der Mathematik bekannten Zahlenrelationen. Dennoch beinhalten die biblischen Schemata keine gültigen sexagesimalen Rechnungen, sondern stellen nur harmonische Zahlen zusammen, die sie von unterschiedlichen, dem Autor/den Autoren nahe liegenden Problemen ableiten.
  • Melcher, Sarah J., Lacan, the Phallus and the Construal of Intergenerational Kinship in Genesis-Numbers, in: Sandoval, Timothy J./Mandolfo, Carleen (eds.), Relating to the Text. Interdisciplinary and Form-Critical Insights on the Bible, JSOT.S 384, London/New York: T&T Clark, 2003, 191-205.
    • S.J. Melchers Beobachtungen konvergieren weitgehend mit den Ergebnissen meiner Studie zu den “Genealogien der Genesis”. Sie beleuchtet aus psychoanalytischer und anthropologischer Sicht die Rolle der Frauen im Tetrateuch sowie die Notwendigkeit eines männlichen Erben im patrilinearen System. Dieses grundsätzliche Erfordernis, für einen reibungslosen Übergang des Eigentums und des sozialen Status von einer Generation auf die nächste zu sorgen, habe auch die Erzählungen des Tetrateuch in erheblicher Weise geprägt.
  • Ron, Zvi, The Genealogy of Moses and Aaron, in: The Jewish Bible Quarterly 31 (2003) 190-194.
    • Rons Studie ist ein auf rabbinischer und midraschischer Literatur beruhender Erklärungsversuch für die Stellung der Genealogie von Mose und Aaron in Ex 6. Die Genealogie des Mose kommt exakt an dem Punkt, ab dem sich Mose mit dem Volk Israel identifiziert bzw. sich als Teil dieses Volkes sieht und damit aufhört, negativ über seine “Brüder” zu sprechen.
  • Hepner, Gershon, The Begettings of Terah and the Structure of Genesis and the Tetrateuch: A Zadokite Polemic, in: Revue Biblique 111 (2004) 31-60.
    • An analysis of the formula we’eleh tôledôt, “these are the begettings”; which appears 11 times in Genesis suggests that the pivotal patriarch in Genesis is Terah, the ancestor not only of Abraham but of all the four matriarchs, since the sixth time the formula appears is in association with his begettings. The formula appears a twelfth time in Num. 3: 1 where it denotes the begettings of Aaron and Moses. The fact that the first and last time the formula appears in Genesis links the begettings of the heavens and earth to those of Jacob highlights the importance of the Israelites. However, the fact that there is a twelfth citation of the formula in Num 3: 1 implies that the redactor of the Tetrateuch considered that the Aaronites who follow the Mosaic law facilitate the union of the heavens and earth implied by the first citation of the formula at the beginning of Genesis. Analysis of the use of the formula suggests that the Tetrateuch reflects the ascendancy of the Aaronites, possibly in pre-exilic times but more probably during the period of Aaronite ascendancy after the Babylonian exile.
  • Blenkinsopp, Joseph, The Pentateuch (AB Reference Library), New York: Doubleday, 1992.
    • Rob Kugler in seiner Rezension in der CBQ (s.u.) hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass auch Joseph Blenkinsopp in seiner Einleitung in den Pentateuch auf das Toledot-System des Buches Genesis hinweist. Blenkinsopp sieht hier (ähnlich wie schon Benno Jacob, S. Tengström, F.H. Breukelman u.a., siehe “Die Genealogien der Genesis”, S. 241ff.) ein wesentliches Gliederungsprinzip des Genesis-Buches. Ich sehe mich durch seine Ausführungen, die mir bei Abfassung meines Buches nicht vorlagen, weitgehend bestätigt. Die Referenz auf das Werk von Joseph Blenkinsopp trage ich hiermit gerne nach.
  • Thomas, Matthew A., These are the Generations. Identity, Covenant, and the ‘Toledot’ Formula (Library of Hebrew Bible / Old Testament Studies 551), New York / London: T & T Clark, 2011.
  • Klip, Hedda, Biblical Genealogies: A Form-Critical Analysis, with a Special Focus on Women (OTS 80), Leiden: Brill, 2022.


Rezensionen:

  • Ulrich Berges, in: Tijdschrift voor Theologie 44 (2004) 302.
  • Irmtraud Fischer, in: Biblische Zeitschrift 49 (2005) 103-107.
  • Simone Paganini, in: Rivista Biblica 53 (2005) 103-106.
  • Matthias Köckert, in: Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft 117 (2005) 455-456.
  • Rob Kugler, in: The Catholic Biblical Quarterly 67 (2005) 689-691.